Claus-Steffen Mahnkopf

*  22. Oktober 1962

von Hansjörg Ewert Rainer Nonnenmann

Essay

Das Werk von Claus-Steffen Mahnkopf ist geprägt von der doppelten Sichtweise als Komponist und als Philosoph. Mahnkopf besteht auf der Teilhabe der Musik am aktuellen gesellschaftlichen Diskurs und damit auf einem Gehalt, der sich nach dem Ende des durch die Tonalität gewährleisteten Formdenkens in jedem Werk neu und individuell realisieren muss. Im Anschluss an Theodor W. Adornos »Ästhetische Theorie« (1970) postuliert er die Transzendierung des musikalischen Kunstwerks durch die Konsequenz einer durchgebildeten »Totalität aller werkindividuellen Entscheidungen«, die durch die ästhetische Idee des Werks begründet sind (Mahnkopf 2012d, 66). Weil Mahnkopf diese Haltung mit einer dezidierten Kritik am Zustand und den Machtstrukturen des in sich kreisenden Systems der neuen Musik verbunden hat, ist der Blick auf sein Werk und sein Denken zeitweise verstellt worden. Insbesondere seine auch als »Streitschrift« bezeichnete Veröffentlichung Kritik der neuen Musik. Entwurf einer Musik des 21. Jahrhunderts (1998) wirkte polarisierend. In der oft polemischen Kritik sind interessante und wichtige Einsichten zum Verständnis der Gegenwartsmusik wie etwa der systematisch erweiterte Begriff der Polyphonie überhört worden. Wie es scheint, hat die Kontroverse über dieses Buch der Rezeption von Mahnkopfs Musik in Deutschland mehr geschadet als in der internationalen Wahrnehmung. ...